Apis mellifera - ist der lateinische, zugleich wissenschaftliche Name für die westliche Honigbiene. Die Übersetzung lautet: "Honigtragende Biene". Sie existiert in der gesamten westlichen Hemisphäre, einschließlich der europäischen Anrainerstaaten des Mittelmeeres, in gut einem Dutzend verschiedener „Unterarten“ (biologisch korrekt - Bienenrassen). Kenntlich gemacht ist dies durch einen charakteristischen Namenszusatz. Die in Mitteleuropa nördlich der Alpen (und auch in Teilen Nordeuropas) ursprünglich verbreitete sogenannte Dunkle Biene heißt apis mellifera mellifera. Diese Doppelung im Namen weist sie so zu sagen als Urtyp aller Rassen der westlichen Honigbiene aus. Südlich der Alpen begegnet uns die Italienerbiene oder apis mellifera ligustica und auf dem Balkan die apis mellifera carnica oder Krainerbiene ... und so weiter. Jedoch hat der Mensch, in seiner anmaßenden Art, ganz erheblich in dieses über Jahrmillionen gewachsene Gefüge eingegriffen, sodass die dunkle Biene in Deutschland heute weitgehend verschwunden ist. Natürlich existiert zur westlichen Honigbene eine Entsprechung, die östliche Honigbiene, apis cerana. Sie ist eine von mehreren Arten Honigbienen des asiatischen Kontinents, wie auch die apis florea (eine stachellose Zwerghonigbiene), die apis dorsata (Riesenhonigbiene) und die apis laboriosa (Himalaya-Riesenhonigbiene) - sie haben übrigens beide etwa die Größe unserer Hornissen!
Neben den Honigbienen existiert aber auch die überaus arten -und facettenreiche Familie der Wildbienen.
Wildbienen - sind allein in Deutschland mit ursprünglich mehr als 500 verschieden Arten vertreten, viele davon sind bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Wildbienen heißen nicht so weil sie etwa besonders wild oder angriffslustig wären (ganz im Gegenteil, Honigbienen sind weitaus wehrhafter!). Nein, ihre Biologie ist im Vergleich zur Honigbiene eine völlig andere und sie lassen sich im Gegensatz zu diesen nicht domestizieren. Man unterscheidet bei den Solitärbienen (solitär bedeutet alleinlebend) eine Vielzahl von Gattungen mit hunderten Arten. So zum Beispiel die Furchenbiene mit ihrem überaus klangvollen lateinischen Namen hallictus scabiosae (klingt wie ein Zauberspruch wie bei Harry Potter) oder auch die bei uns häufige Rostrote Mauerbiene - osmia bicornis. Zu den Wildbienen zählen aber auch die staatenbildenden Hummelarten der Gattung Bombus wie die bombus terrestris - unsere Erdhummel. Zur Wildbienenproblematik - Video.
Honigbienenvolk - meint die Gesamtheit aller Bienenwesen, das Wabenwerk mit Brut und Nahrungsvorräten.
Bienenwesen - der Bien besteht aus einigen tausend bis einigen zehntausend weiblichen Arbeitsbienen, einigen hundert bis wenigen tausend männlichen Drohnen und ... einer Königin ... unter Imkern auch Weisel genannt.
Der Bien - ist ein altertümlicher Ausdruck aus der Imkersprache. Gemeint ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Organismus, des Phänomens Bien(e), also sowohl die körperliche wie auch spirituelle Wesenheit eines Bienenvolkes. - höchst spannend
Männlich und weiblich - ist etwas sehr spezielles bei den Bienen. Nur die Arbeiterinnen und die Weisel besitzen einen vollständigen, doppelten Chromosomensatz mit Doppel-x-Chromosom, während die Drohnen lediglich einen einfachen Satz mit einem x-Chromosom haben (eine Folge der Parthenogenese). Ein y-Chromosom fehlt gänzlich im Bienengenom oder mit anderen Worten - bei den Bienen sind die Männer halbe Frauen -
Parthenogenese (Jungfernzeugung) - Legt die Weisel ein unbefruchtetes Ei, entwickelt sich daraus ein Drohn.
Es gibt eine ganze Reihe von Insekten, wie auch einige Amphibien und Echsen, die dazu in der Lage sind. Das besondere daran ist, dass sich aus einem unbefruchteten Ei, also ohne die Zugabe eines weiteren Keimes mit anderem Erbmaterial, ein lebensfähiges Individuum entwickelt. Diese Individuen sind in aller Regel männlich. Zurück zu den Bienen: Drohnen sind an ihrem charakteristischem Äußeren eindeutig von Bienen und der Königin zu unterscheiden. Und dabei sind sie doch exakte genetische Kopien derselben!
Alter der Honigbienen - die ältesten fossilen Funde von Honigbienen sind an die 100 Millionen Jahre alt, zum Vergleich der moderne Mensch (unsere Vorfahren) ist gerade mal seit 300.000 Jahren auf dem Plan.
Lebensalter - eine Weisel kann bis zu fünf Jahre alt werden. Alle anderen Wesen leben wenige Tage bis zu einigen Wochen und manche, die Winterbienen, bis zu einem halben Jahr. Im Frühjahr und Sommer hat dies zur Folge, das sich der Bien, bis auf die Weisel, circa alle 3-4 Wochen vollständig erneuert.
Winterbienen - sind genetisch geringfügig anders konstituierte Arbeiterinnen. Diese kleine Variation aber, macht die Bienen langlebiger und versetzt sie in die Lage zu überwintern. Anmerkung: Drohnen werden den Herbst und Winter über nicht geduldet und daher zeitweilig abgeschafft.
Überwintern - eine weitere Spezialität der Honigbienen. Nur sie, und ihre nahen Verwandten die Ameisen, sind in der Lage als Dauerkolonie den Winter zu überstehen - ein entscheidender "Wettbewerbsvorteil" im Kampf ums Überleben.
Verwandtschaft - Honigbienen gehören zu den Hymenopteren (zu deutsch - Hautflüglern) wie Ihre nächsten Verwandten die Wildbienen und sämtliche Wespenarten. Sie alle benötigen zur Aufzucht ihrer Brut Eiweiß. Während die Wespen seit Jahrmillionen tierisches Eiweiß verwenden (als exzellente Jäger erbeuten sie auch sogenannte "Schädlinge"), haben die Bienen im Laufe der Evolution pflanzliches Eiweiß - den Pollen - als Nahrungsquelle für sich entdeckt. Als Gegenleistung dienen sie den Pflanzen mit Bestäubung. Ohne die Co-Evolution von Blütenpflanzen und Bienen würden beide so nicht existieren.
Bestäubung - Bienen allgemein gehören, neben einer Vielzahl anderer Insektenarten aber auch Vögeln und sogar einigen Säugern, zu den wichtigsten Bestäubern von Blütenpflanzen. Auf ihrer Suche nach Nahrung besucht jede einzelne Biene hunderte Blüten am Tag und tausende in ihrem Leben. Damit sie den Pollen (die Keimzellen der Pflanzen) von Blüte zu Blüte trägt und so für deren Befruchtung sorgt, wird sie jedes mal mit einem kleinen Leckerbissen angelockt und belohnt - einem Tropfen Nektar.
Nektar - ist eine süßliche, aromatisch wässrige Lösung, die den Bienen als "Flugbenzin" dient. In Zeiten starker Tracht sprudelt der Nektar im Überfluss. Dann tragen ihn die Bienen nach Hause und machen Honig daraus als Energievorrat für die kalte Jahreszeit.
Tracht - ist wiederum ein Begriff aus der Imkersprache und meint das massenhafte Auftreten einer oder mehrerer Blütenpflanzen und damit einer ergiebigen Nektar -und Pollenquelle.
Honig - der Zuckergehalt verschiedener Nektarien schwankt zum Teil ganz erheblich, zwischen 5% und selten mehr als 35%. Honige jedoch haben einen durchschnittlichen Zuckergehalt von etwa 85%. Damit Nektar zu Honig wird unterziehen ihn die Bienen einem Fermentationsprozess. Durch die vielfache Weitergabe der süßen Leckerei von Biene zu Biene, über deren Saugrüssel, wird selbiger kontinuierlich Wasser entzogen und, bei gleichzeitiger Dreingabe fermentierender Enzyme aus den Mandibeldrüsen, zu Honig umgewandelt. Jeder Honig hat eine einzigartige Zusammensetzung aus verschiedenen Zuckern, verdichteten Aromastoffen, Pollenkörnern, Mineralien und nicht zuletzt antimikrobiellen Wirkstoffen, einer weiteren Zugabe der Bienen. Und er muss daher zurecht als gesundheitsfördernde, heilende, ja transzendente Wunderspeise gelten - für die Bienen ... und seit der Antike den Menschen.
Fermentation(en) - sind fein- und grobstoffliche Veränderungen (Stoffwechsel) aufgrund biochemischer Reaktionen auf molekularer Ebene, ausgelöst durch Fermente wie Enzyme, Säuren usw.
Enzym(e) - ist ein Begriff aus der organischen Biologie. Er umschreibt eine Vielzahl reaktionsfreudiger Makromoleküle, ohne die Stoffwechselprozesse und damit organisches Leben schlechthin unmöglich wären.
Mandibeln - sind die Mundwerkszeuge am unteren Kopfende, im Gesicht der Bienen. Sie dienen als Kau-, Beiß-, Form- und Bauwerkzeug bei einer Vielzahl von Arbeiten in, am und außerhalb des Volkes und zur Verteidigung gegen Angreifer.
Angreifer und Feinde - in alten Zeiten mussten Bienen, gegenüber Bären beispielsweise, sehr wehrhaft sein. Ein Bär konnte so ein Bienenvolk, seinen süßen Gelüsten folgend, schon mal völlig zerstören. Die Bienen wussten und wissen dies, wie auch ihre Schwestern - die Wespen, durchaus wirksam zu verhindern - mit Hilfe ihrer Waffen. Da wären die zangenartig-schneidenden Mandibeln und ein Giftstachel, der auch heute noch manch allzu neugierigem Spaziergänger das Fürchten lehrt. In neuerer Zeit, ohne Bären (zumindest in Mitteleuropa), haben Bienen keine Feinde mehr ...
Bienen in Gefahr - ... jedenfalls keine Feinde, derer sie sich mit diesem Rüstzeug erwehren könnten. Was den Bienen zu schaffen macht ist ... der Mensch ... . Die Ökonomisierung der Land -und Forstwirtschaft mit ihren flurbereinigten "grünen Wüsten", den Monokulturen und der damit einhergehenden Verarmung der Tier -und Pflanzenwelt, insbesondere blühender Pflanzen, macht den Bienen allgemein ein Überleben fast unmöglich. Darüber hinaus eine besondere Qual für Honigbienen - das Trimmen auf Höchstleistung, das ihnen der Mensch, wie all seinen Nutztieren, zur Profitmaximierung aufzwingt - durch absurde Haltungsmethoden, Manipulationen auf allen Ebenen hin zu erwünschtem, teilweise aber völlig unnatürlichem Verhalten oder auch durch Unterdrückung natürlicher Verhaltensweisen wie dem Schwärmen. Dieser haltungsbedingte Stress verschlechtert die Immunabwehr der Bienen ganz enorm. Auch hat die allseits "fürsorgliche Hege" des Menschen (im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts wanderte der Mensch einmal um den Globus, wobei er seine Nutztiere, so auch die Honigbienen mit sich nahm) einem Parasiten der östlichen Honigbiene (apis cerana) ermöglicht auf unsere Honigbiene über zu springen und sich im Laufe weniger Jahrzehnte über ganz Europa zu verbreiten - mit tödlichen Folgen. Dieses Spinnentier, eine Milbe namens „Varroa constructor“, saugt an Bienenlarven und erwachsenen Bienen, ähnlich den Zecken an Säugetieren. (*) Dies hat eine Schwächung bis hin zu Verkrüppelung oder Tod der sich zu Bienen entwickelnden Larven zur Folge. Dem nicht genug sind die Bisswunden der Milben Eintritt für höchst gefährliche Viren und Bakterien. Alles in allem eine vernichtende Kombination, der nur ein imkerlicher Eingriff mit medizinischen Mitteln Einhalt gebieten kann. Andernfalls folgt beinahe unweigerlich der Volkstod.
Es ist offensichtlich - die Honigbiene krankt am Menschen** - und kann doch, paradoxerweise, nur noch mit dessen Hilfe überleben. Sonstige „Theorien“ oder Ausreden in puncto Urheberschaft der Bienenproblematik entstammen dem Reich der Phantasie, und können daher allenfalls Eingang in den Einbildungsteil des Imkerlatein finden.
* Nachtrag zur Varroa: Übertrüge man das Größenverhältnis Milbe zu Biene auf Zecke zu Mensch, dann müssten Zecken die Größe von Topfdeckeln haben!!! ... Eine grausige Vorstellung!
** Film "More than honey" - Zitat des Produzenten und Regisseurs Markus Imhoof - unbedingt anschauen!
Imkerlatein - bezeichnet im allgemeinen die Fachsprache der Imkerei. Der Begriff Imker beispielsweise ist eine Ableitung von „Imme“, einem alten Wort für „Biene“. Da die Imkerei von vielen als Hobby betrieben wird, hat sich über Jahre eine Art intuitives Wissen angehäuft, das häufig gepaart wird mit Spekulationen (vgl. „Seemannsgarn“) - man könnte sagen: Beobachtung + Spekulation = "Intuition" oder eingebildete "Wahrheiten"
Ein Beispiel: Auch Hornissen bilden Staaten, aber nur vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Auf die Anzahl der Bewohner abgestellt sind Hornissenstaaten, im Vergleich zu Bienenvölkern, nur sehr
kümmerliche Objekte. Selbst im, aus Hornissensicht, allergünstigsten Fall (so gegen Mitte September) beträgt das Individuenverhältnis Hornissen zu
Bienen wohl immer noch gut 1 : 200 - und zu jeder anderen Zeit im Jahr ist die Ungleichheit sogar noch wesentlicher stärker ausgeprägt. Wahrlich keine guten Voraussetzungen für einen Überfall.
Dennoch kommt es gelegentlich vor, dass einzelne Hornissen bei Bienen räubern - einen Schluck Honig, eine Bienenlarve oder auch eine Biene zur
Fütterung des eigenen Nachwuchses. Aber was ist das schon angesichts des Zahlenverhältnisses und einer Reproduktionsrate von 1500 und mehr Bienen ... täglich. Und doch hat sich durch genau diese
Beobachtung schon so mancher Imkerkollege zu der Aussage verstiegen: „Hornissen vernichten Bienenvölker ...“ - eine totale Einbildung - Imkerlatein eben ... et cetera ... et cetera ...
.
Das (Arbeits-) Leben der Honigbiene - Geburt - Putzbiene - Ammenbiene - Baubiene - Wächterbiene - Sammelbiene - Tod - ganz ohne Urlaub. Davon sind natürlich nur die arbeitenden Damen betroffen. Die Herren Drohnen genießen ihr Leben und konzentrieren sich einzig allein darauf einmal in ihren kurzen Leben eine Jungweisel auf Brautflug zu begatten um dann ... glücklich dahin zu scheiden. Tatsächlich aber kommen nur die wenigsten dazu. Ein weitaus größerer Anteil erfreut sich dafür uneingeschränkter Beliebtheit - als Beute von Singvögeln.
Das Leben der Weisel - kann wie erwähnt sehr lange dauern. Es beginnt, in aller Regel in den Monaten Mai oder Juni, mit einem großen Tumult im Bienenvolk - dem Auszug eines Schwarms mit der Mutterweisel. Dies veranlasst die in ihrer Königinnenzelle wartende Jungweisel dazu heraus zu schlüpfen. In den darauffolgenden 10-14 Tagen bricht sie nahezu täglich zum Braut - oder Bagattungsflug auf. In dieser Zeit paart sie sich mit 10, 12 oder mehr Drohnen und speichert deren Samen als Vorrat für ein langes Königinnendasein. Dieses besteht nahezu ausschließlich daraus tagein tagaus, abgesehen von einer kurzen circa 10-wöchingen Winterpause, Eier zu legen. In fünf Lebensjahren kommen so näherungsweise an die 1,5 Millionen Eier zusammen - eine enorme Leistung. Darüber hinaus aber gibt es im Jahreszyklus der Königin mit ihren Bienen noch einen ganz außerordentlichen Moment - den Akt des Schwärmens.
Jahreszyklus - zum Winterschlitten - nun es ist Ende Juli geworden und unsere Jungweisel vom Mai hat sich zu einer wunderbaren Stockmutter entwickelt. Sie verströmt einen betörenden Duft, das Königinnenpheromon, das für den körperlichen aber auch spirituellen Zusammenhalt des Volkes sorgt. Gehegt und gepflegt von einem Hofstaat an Bienen widmet sie selbst sich nun voll und ganz dem Eierlegen. Bereits ab Mitte August schlüpfen die ersten Winterbienen, die sich zusammen mit ihren Schwestern (die Volksstärke beträgt zu der Zeit gut 30.000 und mehr Wesen) einer wichtigen Aufgabe widmen - den "Winterschlitten" zu richten - ja genau, während wir uns zu der Zeit noch dem hoch -und spätsommerlichen Badespaß hingeben. Das Sonnengeschöpf Biene jedoch lebt immer für, mit und genau nach dem Jahreslauf der Sonne. Und im August werden die Tage schon deutlich kürzer. Das bedeutet zunächst einmal - Männer rauswerfen. Im Winter wären sie zu nichts zu gebrauchen und lediglich unnütze Mitesser. Diesen Vorgang nennt man Drohnenschlacht und in der Tat wenden die Bienen dazu nicht unerheblich Gewalt an - sogar ihren Stachel! Ja, ja - um so dann, mit aller Kraft, noch letzte Vorräte zu sammeln, herzustellen und einzulagern.
Im Laufe des Herbstes vollzieht sich der Generationswechsel vollständig. Die letzten Sommerbienen gehen ab und zurück bleibt ein Wintervolk in einer Stärke von etwa 10.000 - 15.000 Immen. Die Weisel legt immer weniger Eier und stellt das Eierlegen mit den ersten Nachtfrösten im November ganz ein. Das Bienenvolk schmiegt sich zu einer engen Traube zusammen mit der Königin in seiner Mitte. Die Winterruhe beginnt.
Mitte Februar breitet sich bereits wieder eine gewisse Geschäftigkeit aus. Die Tage sind schon deutlich länger und so beginnt die Weisel im Zentrum der Traube wieder ein kleines Brutnest anzulegen. Damit sich die Brut entwickeln kann, muss die Stocktemperatur dort auf 37 Grad Celsius hochgefahren werden und dass bei, unter Umständen, winterlichen Tiefsttemperaturen. Jetzt müssen die Winterbienen zeigen, was sie können. Sie erzeugen die Wärme durch Summen und Surren, also Zittern mit ihrer Flugmuskulatur. Ein Vorgang der enorme Mengen Energie verbraucht. Aber, Gott sei Dank, haben ihre Bienenschwestern des vergangenen Sommers mit großem Fleiß bestens vorgesorgt und ein Vorratslager angelegt, das gut und gerne 15 bis 20 Kilogramm einer gesunderhaltenden, hochenergetischen Wunderspeise enthält - Honig!
Pheromon(e) - sind Substanzen, die von einem Individuum nach außen abgegeben werden und bei einem anderen Individuum der gleichen Art spezifische Reaktionen auslösen.
Jahreszyklus - zum Bienenschwarm - ... Die Tage werden länger und wärmer. Haselnuss und Weide sind erste ergiebige Pollen -und Nektarspender. Mehr und mehr Sommerbienen schlüpfen. Das Volk wächst und gedeiht. Mitte April hat sich der Generationswechsel zum Sommervolk vollzogen. Ringsumher blüht und duftet es nun. Anfang Mai bescheren große Blütentrachten massenhaft Pollen und Nektar. Zwischenzeitlich hat das Bienenvolk eine Stärke von 40.000 und mehr Bienen erreicht. Alles wird mehr und mehr - paradiesische Zustände für die Bienen. Aber auch der Platz wird knapp im Bienenstock. Alles ist voller Brut, Pollen, Nektar und Honig. Und so breitet sich eine gespannte Erregung im Staate aus. Und dann ist sie da - die Hohezeit - die Bienen wollen schwärmen. Dabei kommt der ureigene Wille (Schwarmintelligenz) des Bienenkollektivs zum Ausdruck, sich in mehrere Gemeinschaften aufteilen und in die Welt hinaus verbreiten zu wollen. Dazu legen die Bienen ganz spezielle Zellen an, die Weiselzellen, in die die Königin jetzt Eier legt. Sie setzt sich damit selbst den Countdown für das Ende ihrer hiesigen Regentschaft. Diese Frist beträgt circa 14 Tage. In dieser Zeit wirkt die Schwarmstimmung, der Pheromon - Gehalt im Stock, wie ein Jungbrunnen auf die Mutterweisel und die schwarmwilligen Bienen, und dies können 15.000 oder sogar noch wesentlich mehr sein. Beste Voraussetzungen also um in die Ferne zu ziehen und neu zu beginnen. Und dann ist es soweit. Nach zwei Wochen ergießt sich mit einem gewaltigen Brausen ein Bienenschwarm aus dem Stock, erhebt sich in die Lüfte und mit ihm die bisherige Stockmutter. So schließt sich der Jahreskreis. Es ist vollbracht.
Der ausgezogene Schwarm findet sich zunächst einmal zur Traube am Ast eines nahe gelegenen Baumes zusammen. Dort wird ausgiebig die Trennung zelebriert und zugleich die Vereinigung zu einem neuen Organismus vollzogen. Währenddessen machen sich einige Scouts, die Spurbienen, auf die Suche nach einer neuen Behausung. Sie kehren zurück und nach etwa ein- bis zweitägiger - Kommunikation - macht sich der Schwarm erneut auf um in einigen Kilometern Entfernung die Unterkunft seiner Wahl zu beziehen. Dort wird sofort damit begonnen, eine neues Wabenwerk zu errichten. Die Königin nimmt die Eilage wieder auf. Und die Bienen putzen, "hebammen", bauen, bewachen, sammeln, legen Vorräte an und beginnen irgendwann, wie ihre ehemaligen Schwestern, den Winterschlitten zu richten.
Anmerkung: Man kann, aus evolutionsbiologischer aber auch spiritueller Sicht, die Bedeutung des Schwarmaktes für Biene, Natur, Umwelt und damit auch den Menschen nicht hoch genug einschätzen. Die Unterdrückung des Schwarmes, eine gängige imkerliche Praxis, ist nicht weniger als ein Verkennen der menschlichen Existenz! - Für das Bienenvolk ist er absolut essenziell - also wesensmäßig - der Urgrund ihres Seins. Er markiert daher zurecht den Anfang und das Ende des Bienenjahres - als Eins - das A und O.
Waben - sind wahrlich aus einem Wunderstoff gemacht - dem Wachs. Es ist ein unverdaulicher, fettlöslicher, daher wasser - und, je nach Verarbeitung, luftdichter Naturstoff. Die Bienen stellen ihn selbst her, in dem sie ihn „ausschwitzen“. In der Tat besitzen sie an ihren hinteren Abdominalsegmenten (lat. Abdomen - dt. Hinterleib) vier paarig angeordnete Wachsdrüsen. Die dort entstehenden Wachsplättchen werden mit den Beinchen nach vorne gereicht, mit Speichel vermengt durchgekaut und sodann verarbeitet. Im Stock bildet sich eine sogenannte Bautraube, in deren Mitte die optimale Verarbeitungstemperatur von circa 37 Grad Celsius herrscht. Während einige Bienen also nun anfangen eine Art vertikaler Zunge, der Schwerkraft folgend, zu bauen, beginnen zeitgleich andere an der Zunge die charakteristische Form der Zellen in der Horizontalen an zu legen. Dabei geschieht etwas Außergewöhnliches. Durch die Kombinationen von Baumaterial, Temperatur und geschickter Verarbeitung durch die Bienen beginnt die Physik nach zu helfen und lässt die Waben nahezu von selbst in die gewünschte Sechseckform springen - zur Veranschaulichung: Man nehme eine Schale mit Seifenwasser und blubbere mit einem Strohhalm hinein. Bei den entstehenden Blasen und deren Schnittstellen lassen sich geometrische Formen beobachten, die an Wabenzellen erinnern. So ähnlich muss man sich das beim Wabenbau vorstellen. Jedenfalls wieder einmal eine ganz geniale Befähigung der Bienen. Und so wachsen (man beachte ganz nebenbei einmal den Wortstamm von wachsen - Wachs!) die Waben lotrecht nach unten. Bei völliger Dunkelheit entstehen allmählich mehrere Waben (zwischen 5 und 12). Sie weisen einen mittleren Wabenabstand von 7 Zentimetern auf, sind sehr ebenmäßig gebaut und verlaufen erstaunlich parallel. Die Erklärung, und wen wundert noch dieses weitere Supertalent, die Bienen können das Erdmagnetfeld wahrnehmen und orientieren sich beim Bau daran.
Kommunikation - spielt in der Tat eine gewichtige Rolle im Bienenstaate. Und doch geht sie völlig anders von statten als bei "höheren" Lebewesen wie Säugern und dem Menschen. Zum einen sind Bienen völlig taub, nehmen aber gleichwohl exzellent Luftdruckveränderungen und Vibrationen war. Zum anderen, oder vielmehr infolge dessen, sind sie zu keiner Lautäußerung fähig. Sie besitzen anatomisch jedenfalls nichts, das ähnlich den Stimmbändern, dazu angelegt wäre um Laute zum Zwecke der Verständigung zu erzeugen (das Summen zählt nicht, da es ein Begleiteffekt der Betätigung des Flugapparates ist). Nein, Bienen sind ausgesprochene Riech -, Schmeck -und Tastwesen. Und dies sind lediglich drei ihrer hochentwickelten Sinne, die sie nutzen um Informationen auszutauschen aber auch um im Tanze miteinander zu kommunizieren.
Jawohl die Bienen haben ausgeklügelte Bewegungsmuster erfunden, die dem Betrachter wie Tänze vorkommen. Karl von Frisch, ein bedeutender Bienenforscher des 20 Jahrhunderts, entdeckte, dokumentierte, beschrieb und entschlüsselte die Bedeutung dieser Tänze in den 1960ger Jahren und benannte die beiden Hauptformen als "Rundtanz" und "Schwänzeltanz". Er erhielt dafür 1973 zurecht den Nobelpreis.
Und das geht so: Angenommen eine Biene kehrt von einer in voller Blüte stehenden Streuobstwiese zurück, den Magen voll süßem Nektar, mit Pollenhöschen am hinteren Beinpaar. Ihr ganzes Bestreben wird dann sein dies ihren Schwestern mitzuteilen um sie dort hin zu lenken - wir erinnern uns, die Bienen legen große Vorräte für den Winter an. Um ein Kilo Honig herzustellen, benötigen sie circa 5 Liter Nektar. Dazu müssen zehntausende Kilometer zurückgelegt und Millionen Blüten besucht werden! Es braucht also viele viele Bienen.
Nun, was tut unsere Biene? Auf der Wabe verteilt sie zunächst einmal Kostproben des Nektars und beginnt dabei zu tanzen. Dies wird von den Schwestern, in der absoluten Dunkelheit des Stockes, schmeckend - riechend und tastend - fühlend verfolgt, bis sie sich davon "anstecken" lassen (ein Grundprinzip der Entscheidungsfindung durch Schwarmintelligenz), oder anders formuliert, bis sie die "Botschaft" verstanden haben. Sie verbirgt sich für menschliche Beobachter in charakteristischen Dreh -und Schwänzelbewegungen. Man könnte "Popowackeln" dazu sagen. In der Dauer, Richtung, der Folge von Richtungsänderung und der Intensität des Schwänzelns mit begleitendem Summen stecken Informationen über Entfernung und Qualität der Nahrungsquelle. Der Winkel des Tanzgeschehens zur Lotrechten auf der Wabe wiederum wird von den Bienen als äquivalent zum Winkel der Flugrichtung im Bezug zum Sonnenstand verstanden - oder vielmehr dahingehend übersetzt.
Super spannend, das muss man gesehen haben und es lohnt mehr darüber zu lesen. Es ist eine absolut unglaubliche Denkleistung, die diese Wesen mit einem winzigen Gehirn von gerade mal knapp einer Million Neuronen vollbringen. Zum Vergleich: Das menschliche Gehirn verfügt über 100 Milliarden Neuronen!
Jedenfalls, die so "Infizierten" folgen mit zur Trachtquelle, kehren ihrerseits zurück, vollführen dieselben Tänze, bis sich irgendwann Heerscharen von Sammelbienen (tausende - zehntausende) aufmachen um die Obstwiese ab zu ernten. Und das tun sie gründlich, bis die Quelle versiegt. Der Imker spricht von "Trachttreue".
Wie wichtig dieses Verhalten der Honigbienen, ihre Bestäubungsleistung, für uns Menschen ist, braucht keiner weiteren Erwähnung.
4+2 Sinne + Supersinne der Bienen - to be continued
Schwarmintelligenz - t.b.c.
Schlussbemerkung:
"Wie kann es sein, dass der Mensch über einen so vollkommenen Organismus, ein so vollkommenes Wesen wie den Bien, ja über die ganze Welt herrscht, da er noch nicht einmal gelernt hat sich selbst zu beherrschen?"
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